Volksschulgemeinde Region Sulgen
Wettbewerb Doppelkindergarten Kradolf
Bauherr
Volksschulgemeinde Region Sulgen
Bearbeitungszeitraum
2019
Leistung
Wettbewerbsplanung
Kennwerte
Gebäudevolumen (GV) 2'640 m³
Sachbearbeiter
Yanick Volpez
Bernhard Roost
Patrick Rüsi
Setzung, Städtebau
Das Volumen des neuen Kindergartens wird im Südosten des Areals vorgesehen. Der Bau wird mit einem ausreichenden Abstand orthogonal zum bestehenden Kindergartenpavillon platziert. Durch diese Lage wird eine gute Einbindung in das Gesamtensemble der Schulanlage erreicht und der imposante Freiraum mit grossmassstäblichen Sportplätzen deutlich besser gefasst. Durch die präzise, raumwirksame Setzung des neuen Baukörpers entstehen in den Zwischenräumen neue neue Orte, die eigene Qualitäten aufweisen. So wird ein Vorplatz zwischen Allwetterplatz und Rasenspielfeld formuliert, zwischen Pavillon und den eindrücklichen bestehenden Bäumen im Süden der Spielplatz. Durch den neuen Erschliessungsweg neben dem Allwetterplatz wird die Anlage weiter zusammengebunden. Mit dem flachen Satteldach wird der Bezug zu Pavillon und Turnhalle hergestellt, aber auch die generelle Typologie der Dorfkernbebauung aufgenommen. Andere Details wie beispielsweise die Fensterteilung erweisen dem bestehenden Schulgebäude die Referenz. Der kleine Anbau auf der Nordseite markiert zusammen mit der Umgebungsgestaltung unmissverständlich den Eingang in das Kindergartengebäude. Zur Minimierung des Landverbrauchs und um das Areal nach Süden mit einem adäquaten Bauvolumen abschliessen zu können, wird der Bau zweigeschossig vorgesehen.
Umgebung
Der vorgelagerte Hartplatz wird bewusst für flexible Nutzungen offengehalten. Unter der neu gepflanzten Linde mit ihrer dichten Krone können die Schüler auf einem Holzpodest oder der Netzlounge verweilen. Vom überdachten Aussenplatz mit Waschtrog hat man einen direkten Zugang in den tiefer liegenden Wiesenbereich mit naturnah gestaltetem Spielplatz. Dieser Zugang ist ebenfalls behindertengerecht über den Vorplatz neben der Sprunggrube zu erreichen. Der Aussenraum ist in einer Senke sehr natürlich eingebunden. Diese Vertiefung generiert einen klar ablesbaren Raum, welcher durch die Wegführung mit der Schulanlage zusammengebunden ist. Gegen den Thurweg ist die Begrenzung mittels Baumpflanzungen markiert, durch das flache Terrain wirkt der Platz aber trotzdem einladend. Das übergeordnete Thema «Auf der Suche nach der Wasserschlange» ist im Spielbereich durch verschiedene Gestaltungselemente ablesbar. Ein sandig kiesiger Bereich regt die Kreativität an und bietet Platz zum Experimentieren mit unterschiedlichen Materialien. Die Nähe zum angrenzenden Tülebach lässt die Integration des Themas Wasser in diesen Bereich zu. Einige grosse Steine und Holzstämme können zum Balancieren und verfeinern der motorischen Fähigkeiten genutzt werden. Der Spielbereich wird im Laufe des Tages unterschiedlich belebt. Er kann gleichermassen von den Kindergartenkindern, Schülern oder von ausserschulischen Besuchern genutzt werden. Verschiedene Holzpodeste dienen als Aussenklassenzimmer oder dem Aufenthalt. Für die Klassen werden ausserdem Pflanzbeete (eines davon bildet den Kopf der «Schlange») im Aussenraum angeboten, wo sie eigenes Obst, Gemüse oder Kräuter anbauen können. Andere Bereiche stellen das Nest der Schlange dar, wo sich bekletterbar die «Eier» befinden. Einzelne Gehölze und Heckenelemente gliedern die Umgebung. So bieten sich unterschiedlich nutzbare grüne Nischen mit viel Platz für kreatives Spiel, Versteckmöglichkeiten und Rückzug, Experimentierund Bewegungsmöglichkeiten an. Neu gepflanzte Hochstämme dienen der Beschattung und dem räumlichen Abschluss des Aussenraumes. So werden auch die bestehenden Bäume in die Gestaltung einbezogen.
Architektonischer Ausdruck
Der Hauptbau gestaltet sich als unaufgeregtes Bauvolumen mit flach geneigtem Satteldach. Die Überdachung des Vorplatzes ist als kleinmassstäblicher Annexbau mit Pultdach vorgesehen. Die Erscheinung als Anbau wird durch einen Rücksprung an der Westfassade unterstrichen. Zur Belichtung der darunterliegenden Fläche sind grosszügige Oblichter vorgesehen. Die markante Terrasse gegen den Spielplatz wird mit einem vorgeschobenen Wandelement nach Norden abgeschlossen. So wird der gedeckte Aussenraum räumlich begrenzt und es werden spannungsvolle Einund Durchblicke gefördert, welche zum Spielen und Entdecken anregen. Die volumetrische Massnahme wird an der Südwestecke wiederholt, bietet hier jedoch Raum für Nutzungen im Innenraum. Diese beiden Vorsprünge helfen, den südöstlichen Aussenraum noch besser zu fassen und einen klaren Spielbereich zu definieren. Ausserdem wird so der Massstab des Gesamtgebäudes heruntergebrochen und auf kindergerechte Dimensionen gebracht. Demselben Zweck dient das optisch verlängerte Geländer an der Südfassade. Der Aussenraum und die daran angegliederten Haupträume orientieren sich nach Südosten und bieten so optimale Tageslichtausnützung zu den Unterrichtszeiten. Durch die leichte Terrainabsenkung im Spielbereich werden diese räumlichen Absichten verstärkt und die untere Terrasse gleichwertig mit der oberen von der Umgebung abgehoben. So werden zudem unerwünschte Zutritte auf die Terrasse unterbunden. Die grosse Weide und Linde bieten einen Sonnenschutz für das flach einfallende Morgenlicht von Osten, wodurch eine zu starke Blendung vermieden wird. Nach Westen zum Rasenspielfeld präsentiert sich der Bau eher geschlossen und markiert damit einen klaren Abschluss.
Grundriss
Durch den gedeckten Vorplatz gelangen die Kinder über einen Windfang in den zentralen Treppenflur, welcher als Erschliessungsraum für alle Nutzungen dient. Eine flache und breite Treppe mit zwei Podesten führt in das Obergeschoss. Belichtet wird der Raum über zwei grosszügige Fensteröffnungen nach Westen, welche aber keinen direkten Einblick fördern. Dieser Raum bietet Schutz und Geborgenheit für ankommende Kinder, ermöglicht aber auch allfällige Zwischennutzungen oder Spielgelegenheiten. Die Garderobe ist jeweils direkt angeordnet. Die U-förmige Anordnung fördert den Austausch und begünstigt kurze Instruktionen an die versammelte Klasse. Von hier aus kann das Klassenzimmer betreten werden, welches sich quer angeordnet mit einer grosszügigen Raumerweiterung auf die Terrasse präsentiert. Die Hauptfensterflächen öffnen sich nach Osten und Süden. Es gibt aber auch ausreichend Wandflächen für die Befestigung von Zeichnungen und sonstigen Arbeiten. Durch zwei «Raumtaschen» beim Zugang zum Gruppenraum und jenem der Garderobe entsteht ein spannungsvoller Raum mit unterschiedlichen Aufenthaltsqualitäten. Trotzdem ist der Hauptraum sehr klar formuliert und wirkt daher unaufgeregt. Die kleineren Nischenflächen bieten sich an für stillere oder abgegrenzte Nutzungen. In der Mitte des Raumgefüges wird Stauraum und der Wandbrunnen angeboten. Dahinter findet sich ein zusätzlicher Lagerraum, welcher die Verfügbarkeit von Unterrichtsmaterial ohne das Verlassen der Klasse gewährleistet. Die Nutzung als Klassenzimmer ist bedingt durch die Geometrie des Hauptraumes problemlos möglich. Die Wandtafel kann an der fensterfreien Nordfassade angebracht werden. Über die südliche Raumtasche ist der Gruppenraum erschlossen, der auch vom Flur zugänglich ist. So sind eine maximal flexible Raumnutzung und Erschliessung jederzeit gewährleistet und es werden überflüssige Verkehrsflächen vermieden. Die übrigen Nebenräume sind im Vorbau West bzw. im Obergeschoss über dem Windfang angegliedert. Unter der Terrasse wird zusätzlicher Lagerraum für Spielgeräte im Aussenraum angeboten. Dieser ist direkt über den tiefer liegenden Spielwiese zugänglich.
Konstruktion und Materialisierung
Das Gebäude ist als nachhaltiger und wirtschaftlicher Holzrahmenbau auf einer massiven Fundamentplatte vorgesehen. Zur Optimierung des Schallschutzes gerade zwischen den Klassenzimmern wird die Geschossdecke als Holzstapelelement mit Überbeton realisiert. So wird unter anderem ein rationeller Bauablauf und damit Kosteneinsparungen begünstigt. Um die natürliche Ausrichtung der Gesamtanlage zu unterstreichen wird die Fassade mit einer Stülpschalung in Fichtenholz realisiert. Zur Förderung einer gleichmässigen Vergrauung und für eine zeitgemässe Formensprache wird abgesehen von der Terrasse auf ein Vordach verzichtet. Die Dachfläche, welche bei den beiden Vorsprüngen bis auf Bodenniveau geführt wird, ist in naturgrauem Faserzementschiefer gehalten. So wird trotz der prägnanten Volumetrie ein schlichter und unprätentiöser Ausdruck erzeugt, der die Typologie eines Kindergartens klar erkennen lässt. Im Innenraum dominieren ebenfalls natürliche Materialien und Farbtöne. Die Böden sind mit pflegeleichtem, fusswarmem und leicht elastischem Linoleum bedeckt. Die Wände sind mit robusten Glasfasertapeten versehen, welche in den Unterrichtsräumen für die Befestigung von Zeichnungen und dergleichen magnetisch ausgeführt werden. An der Decke ist das rohe Holz der Konstruktion sichtbar, wird jedoch zum Schallschutz mit zusätzlichen Dämmelementen versehen. Diese ermöglichen die Abhängung von Kunstwerken mittels Pins. Über den zentralen Räumen könnte in der Dachebene bei Bedarf zusätzliche Lagerfläche angeboten werden, zugänglich über eine Auszugsleiter. Dies ist in der gegenwärtigen Flächenberechnung aber noch nicht berücksichtigt. Auf dem Dach wäre problemlos eine PV-Anlage realisierbar und sollte bei der weiteren Projektausarbeitung auf jeden Fall berücksichtigt werden.
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